Zuchtschema Beschreibung
Das gezielte Paaren von Rindern lässt sich in mehrere Schritte gliedern. Die Basis stellt die Zuchtzielsetzung gefolgt von Leistungsprüfung, Zuchtwertschätzung und der Selektion.
Als wichtiges züchterisches Instrument wird die künstliche Besamung eingesetzt, um aus einer Vielzahl von Vererbern auswählen zu können.
Die Besamungsstiere stammen aus folgenden Herdbuchpopulationen:
• Fleckvieh in der Mutterkuhhaltung Deutschland: 9794 Herdbuchkühe
• Fleckvieh in der Mutterkuhhaltung Österreich: 3971 Herdbuchkühe
• Fleckvieh in Doppelnutzung Österreich und Deutschland (hochselektive Auswahl): 1 033 636 Herdbuchkühe
• Simmental International – Vererber, die aus dem Blickwinkel des Zuchtzieles interessant erscheinen und aus Simmentalzuchtpopulationen außerhalb Östereichs und Deutschland stammen, zum Beispiel aus Australien.
Zuchtziel Fleckvieh in der Mutterkuhhaltung
Im Allgemeinen wird die Zucht einer problemlosen, fitness-starken Mutterkuh, die jährlich ein wertvolles, gut mastfähiges Kalb absetzt, angestrebt.
Bezüglich Körpergröße und Rahmen steht ein gut mittelrahmiges Rind im Blickpunkt, damit im alpinen Gelände die Weidetauglichkeit gegeben ist und Schäden an der Grasnarbe sich in Grenzen halten. Rinder mit langer und tiefer Mittelhand werden bevorzugt, um eine hohe Grundfutteraufnahme sicherzustellen. Tiere mit sehr groben Knochenbau werden von der Zucht ausgeschlossen. Tiere mit einem kleinerem Kopf und dunkler Pigmentierung werden in der Selektion bevorzugt. Angestrebtes Körpergewicht der Kuh: 650 bis 750 kg.
Die Bemuskelung im Rücken und in der Hinterhand sollte gut ausgeprägt sein. Die Mutterkuh sollte jedoch ihren femininen Charakter nicht verlieren.
Die Fundamente sollten fehlerfrei geformt sein. Leicht gewinkelte, trockene Sprunggelenke, straffe Fesseln, gut geschlossene Klauen mit hohen Trachten sind anzustreben.
Klauenwachstum und Klauenabrieb sollten sich die Waage halten. Klauenpflege sollte nicht zur Regel werden, sondern nur die Ausnahme sein.
Hochsitzende Euter mit Zitzen mittlerer Größe werden angestrebt. Dies erleichtert neugeborenen Kälbern das Auffinden der Zitzen, reduziert die Gefahr von Euterverschmutzungen und das Auftreten von Mastitiden. Tiefer Schenkeleuteransatz ist erwünscht.
Die Fleckviehmutterkuh sollte eine Milchleistung von 4000 bis 5000 kg Milch aus dem Grundfutter bei einer zehnmonatigen Laktation erreichen. Bei einem Bedarf von 10 kg Milch für ein Kilogramm Lebendgewichtszunahme der Kälber sind Absetzgewichte von über 400 kg zu erwarten. Eine niedrigere Milchleistung würde die Absetzgewichte reduzieren und eine zu hohe Milchleistung würde bei ausschließlicher Grundfutteraufnahme zu einem Abbau von Körpersubstanz führen und zusätzlich die Gefahr von Mastitiden erhöhen.
Von männlichen Kälbern werden tägliche Zunahmen von über 1400 Gramm und von weiblichen Kälbern über 1000 Gramm erwartet. In der Zuchtarbeit wird der Verbesserung des Merkmals Handelsklasseeinstufung große Beachtung geschenkt. Schlachttiere sollten ausschließlich in die Handelsklassen E und U eingestuft werden.
Um den Ansprüchen des Tierschutzes gerecht zu werden, den Betreuungsaufwand gering zu halten und die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Produktion zu erfüllen kommt den Fitnessmerkmalen eine große Bedeutung zu.
Folgende Parameter werden angestrebt:
Nutzungsdauer der Kühe: mindestens 10 Abkalbungen.
Persistenz: flache Laktationskurve, um dem Milchbedarf des Kalbes zu entsprechen.
Fruchtbarkeit: Zwischenkalbezeit unter 365 Tagen, Besamungsindex kleiner 1,5;
weniger als 10 % der Abgänge auf Grund von Fruchtbarkeitsstörungen;
Abkalbequote größer als 90 %.
Kalbeverlauf: mindestens 90 % der Abkalbungen ohne menschliche Hilfe;
Schwergeburtenrate kleiner als 5 %, Totgeburtenrate kleiner als 3 %.
Darüber hinaus werden Tiere in der Selektion bevorzugt, die eine geringe Anfälligkeit für Mastitiden und Klauenerkrankungen aufweisen.
Ein weiteres wichtiges Merkmal stellt die Gutmütigkeit dar. Tiere mit guten Charaktereigenschaften erleichtern wesentlich die Betreuung von Herden. Die Verletzungsgefahr von Mensch und Tier ist verringert.
Das Gen für Hornlosigkeit wird unter Berücksichtigung von Fitness und Leistung in die Herde integriert.